Photovoltaik

Neue Solarpower für die Energiewende

Mit dem Mieterstrommodell will der Staat mehr Städterinnen und Städter zu Energieproduzenten machen. Das eröffnet neue, zukunftsfähige Geschäftsmodelle. enercity setzt sie clever im Sinne der Kundinnen und Kunden ein.

Deutschland hat sich viel vorgenommen: Bis spätestens zum Jahr 2038 will das Land aus der klimaschädlichen Kohleverstromung aussteigen. Im Gegenzug soll die regenerative Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse ausgebaut werden.

Margarete Albes, Leiterin des Geschäftsbereichs Erneuerbare Produktion bei enercity, hält das für den richtigen Kurs. Die Solarenergie biete dabei ein besonders großes Potenzial, sagt sie. „Ein Großteil der Dächer in Deutschland, vor allem in den Städten, ist noch nicht mit Photovoltaikanlagen belegt. Hier schlummern riesige Chancen. Nehmen wir Hannover als Beispiel: Würden wir alle geeigneten Dachflächen mit Anlagen ausstatten, könnten wir eine Strommenge erzeugen, die weit über den Bedarf der Menschen im Stadtgebiet hinausgeht.“

„Das Bedürfnis, die eigene Energieversorgung klimafreundlich aufzustellen, nimmt zu“

Margarete Albes Leiterin des Geschäftsbereichs Erneuerbare Produktion bei enercity

Laut ihrer Kollegin Dr. Katrin Schulz, die die Abteilung Kundenlösungen Strom bei enercity verantwortet, wäre solch eine flächendeckende Versorgung mit Solarstrom auch im Sinne der Kundinnen und Kunden: „Einem Großteil unserer Kundinnen und Kunden ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Das Bedürfnis, die eigene Energieversorgung klimafreundlich aufzustellen, hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen.“

Da ist zum Beispiel der Unternehmer, der sein Café kürzlich auf Bio umgestellt hat und auch beim Strom auf 100 Prozent erneuerbare Energien setzen will. Jetzt informiert er seine Gäste über einen Monitor, wie viele Kilowattstunden aus der Produktion der neu installierten Solaranlage auf seinem Dach stammen. Oder der Hausbesitzer, der sich ein kleines Solarkraftwerk einbauen ließ und seitdem deutlich mehr Strom produziert, als er und seine Familie benötigen. Den Überschuss speist er gegen eine Vergütung ins allgemeine Stromnetz ein. Warum? „Weil es ihm wichtig ist, die Energiewende voranzubringen“, so Schulz.

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Mit enercity Solar bietet enercity Kundinnen und Kunden in ganz Deutschland die Möglichkeit, ihren eigenen sauberen Strom zu erzeugen.

Schulz vergleicht das mit der Rückbesinnung, die etwa auch bei Lebensmitteln spürbar sei. Eine wachsende Zahl von Menschen wolle nicht nur wissen, von welchem Hof ihr Gemüse kommt, sondern es – im eigenen Garten oder auf gemieteten Parzellen – selbst anbauen und ernten. Gleiches beobachte ihre Abteilung beim Strom: „Immer mehr Menschen möchten den Umbau des Energiesystems nicht nur unterstützen, sondern aktiv mitgestalten. Eine eigene Solaranlage versetzt sie in die Lage dazu.“

Im Geschäft von enercity nimmt der Ausbau der Solarenergie seit 2016 einen stetig wachsenden Teil ein. Das Solar-Portfolio spricht drei Zielgruppen an: Einerseits verkauft und verpachtet das Unternehmen Photovoltaikanlagen an private Hausbesitzerinnen und -besitzer. Daneben spricht enercity Unternehmerinnen und Unternehmer an, die für ihren Betrieb Lösungen suchen. Dort erarbeitet das enercity-Expertenteam gemeinsam mit den Interessenten, wie viel Strom wann benötigt wird und ob die zur Verfügung stehende Dachfläche ausreicht, um den Bedarf zu decken. Wenn nicht, kann Energie aus dem allgemeinen Versorgungsnetz zugekauft werden: So entstehen individuelle Vertragslösungen für jeden Betrieb. Bei diesen Geschäftsfeldern kommen immer häufiger auch Batteriespeicher zum Einsatz.

„Mit der Idee des Mieterstroms rennen wir bei unseren Mitgliedern offene Türen ein.“

Christian WatermannTechnischer Leiter, Ostland Wohnungsgenossenschaft eG

Mieterstrom: Energiewende in den eigenen vier Wänden

Das dritte und jüngste Geschäftsfeld ist der Mieterstrom. Dank der gleichnamigen gesetzlichen Regelung können Mieterinnen und Mieter sowie Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer seit 2017 stärker am Ausbau der erneuerbaren Energien beteiligt werden. Das funktioniert so: Auf einem Mehrfamilienhaus installiert und betreibt enercity eine Photovoltaikanlage. Der gewonnene Strom fließt gar nicht erst in das allgemeine Stromnetz, sondern direkt an die Bewohnerinnen und Bewohner. Wenn überschüssiger Strom nicht lokal verwendet wird, speist die Anlage ihn gegen eine Vergütung ins allgemeine Netz ein.

Indem der Solarstrom auf direktem Weg zu den Kundinnen und Kunden gelangt, entfallen anteilig Stromkostenanteile wie Netzentgelt, netzseitige Umlagen, Stromsteuer und Konzessionsabgaben. Zusätzlich fördert der Gesetzgeber das Modell mit dem sogenannten Mieterstromzuschlag. Kurz: Mit Mieterstrom sinken die Stromkosten – und damit auch die Mietnebenkosten. Davon profitieren auch die Verbraucherinnen und Verbraucher.

Eines der ersten Mieterstromprojekte hat enercity in der Velberstraße in Hannover-Linden umgesetzt, in einem Neubau, in den eine Wohngruppe mit 16 Parteien inklusive Kita im Erdgeschoss eingezogen ist. Seit Februar 2019 sind 52 PV-Module in Betrieb, sie erzeugen rund 13.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Für den Betrieb der Anlage kooperiert enercity mit der Wohnungsgenossenschaft Ostland, die das Haus besitzt. Geht es nach Christian Watermann, Technischer Leiter bei der Ostland Wohnungsgenossenschaft eG, ist das Dach in der Velberstraße eines von vielen. Die Aussicht auf ökologisch produzierten Strom, der die individuelle CO2-Bilanz verbessert und dazu noch dauerhaft günstig ist, finde großen Anklang bei den Mieterinnen und Mietern: „Mit der Idee des Mieterstroms rennen wir bei unseren Mitgliedern offene Türen ein.“

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In Hannovers Velberstraße hat enercity gemeinsam mit der Ostland Wohnungsgenossenschaft eG erfolgreich das Mieterstrommodell umgesetzt.

Für die Wohnungsgenossenschaft sei durch das Projekt kein großer Aufwand entstanden, so Watermann. „Wir haben zunächst unseren Mietern das Modell vorgestellt und sie ins Boot geholt.“ Im Anschluss erfolgte eine grundsätzliche Prüfung des Gebäudes auf seine Eignung. Danach konnte Watermann sich zurücklehnen: Denn Ostland als Gebäudeeigentümer stellt lediglich die Dachfläche zur Verfügung. Die Installation der Anlage sowie Betrieb, Beaufsichtigung und Wartung übernimmt enercity.

Mieterstromspezialist aus Hannover

An dieser Stelle macht sich das langjährige Know-how des Energiedienstleisters bezahlt. Denn um Mieterstrom erfolgreich umzusetzen, braucht es nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch Spezialwissen über den Energiemarkt, Schnittstellenkompetenz und ein kluges Management. Netzanschluss, Solarinstallation, Vertrieb, Abrechnung, Zählerumbau, Forderungswesen: All diese Aufgaben müssen miteinander verknüpft werden. „Das ist ein hochkomplexer Prozess“, erklärt Thomas Wunram aus dem Geschäftsbereich Erneuerbare Produktion von enercity. „Wir haben lange getüftelt und können heute ein Gesamtpaket anbieten, das für alle profitabel ist.“

„Wir gehen beim Mieterstrom mit unserer Investition in Vorleistung, weil wir als Energiedienstleister an die Chancen des Modells glauben.“

Dr. Katrin SchulzLeiterin Kundenlösungen Strom bei enercity

Christian Watermann von Ostland zieht ein positives Fazit aus der bisherigen Zusammenarbeit. „Derzeit suchen wir unter unseren rund 2.000 Gebäuden weitere passende Objekte“, sagt er. „Das Modell wird bei uns künftig weiter auf der Agenda stehen.“ Mit dieser Aussage ist Ostland nicht allein: Das Interesse am Mieterstrom wachse spürbar, bestätigt Thomas Wunram von enercity. Zum Teil seien es die Mieterinnen und Mieter selbst, die ihre Vermieterinnen und Vermieter auf das Thema aufmerksam machten, zum Teil aber auch Immobilieninvestorinnen und -investoren sowie Eigentümerinnen und Eigentümer, die bauliche Verpflichtungen einhalten oder ihre Wohnhäuser attraktiver machen wollten.

Um auszurechnen, ob sich eine Investition rentiert, simulieren Wunram und seine Kolleginnen und Kollegen den Betrieb vorab am Rechner. Wie viel Fläche stünde zur Verfügung, wie viele Module ließen sich montieren? Wie sähe die Nutzungsstruktur aus – sprich wie viele Parteien würden mitmachen, und wann benötigen sie ihren Strom? Erst nach dieser Prüfung verhandelt enercity den jeweiligen Vertrag und installiert nach der Unterschrift die Solaranlage.

Rund 20 Jahre Betriebszeit kommen dann auf die Anlage zu. Bei den Stromverträgen für die Mieterinnen und Mieter setzt enercity aber trotzdem auf kurze, verbraucherfreundliche Laufzeiten. „Wir gehen beim Mieterstrom mit unserer Investition in Vorleistung, weil wir als Energiedienstleister an die Chancen des Modells glauben“, erklärt Dr. Katrin Schulz. „Unsere Kunden erhalten nicht nur 100 Prozent Ökostrom, sondern werden selbst zum Teil der Energiewende – und das zu einem günstigen Tarif. Mit dieser Kombination können wir uns jederzeit wieder dem Wettbewerb stellen.“

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Solaranlagen sind unkomplizierte Kleinkraftwerke, die jeder Hausbesitzer auf dem eigenen Haus betreiben kann.

Ausbau der Sonnenenergie bringt Preisvorteile für Kundinnen und Kunden

Auch Bereichsleiterin Margarete Albes betont, dass der Ausbau der Sonnenenergie zunehmend Preisvorteile bringt. Denn die Kosten der Photovoltaik-Technologie sind in den vergangenen Jahren stark gefallen. Während idealistische Pionierinnen und Pioniere früher bereit sein mussten, für ihren Strom aus regenerativen Energien mehr Geld zu zahlen als für den konventionellen Energiemix, hat sich die Lage inzwischen umgekehrt. „Seit einigen Jahren sind PV-Anlagen wirtschaftlich“, so Albes, „und künftig werden sie – inklusive Stromspeicher für den Keller – für immer mehr Menschen erschwinglich.“ enercity werde in Zukunft noch mehr Lösungen für die dezentrale Stromerzeugung anbieten, sagt Albes. Sie spricht von einer Symbiose aus zentraler und dezentraler Produktion, um die Stromnetze zu entlasten und den steigenden Energiebedarf mit den deutschen Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen.

Das Instrument des Mieterstroms steckt bislang noch in den Kinderschuhen, nicht überall in Deutschland ist man schon so weit wie in Hannover. Mit Blick auf die geplante Überarbeitung des Mieterstromgesetzes setzt Margarete Albes sich vor allem dafür ein, die Definition dessen, was als Mieterstrom gilt, zu erweitern. Bislang fördere der Staat einzig den Strom vom eigenen Dach. Das schränke die Ausbreitung aber stark ein, weil es viele Häuser mit zu kleinem Dach und zu geringem Verbrauch gebe: „Wir plädieren für Quartierslösungen, die vorsehen, dass der Strom auch vom Nachbardach kommen darf.“

Schon unter den aktuellen Bedingungen sind es rund 3,8 Millionen Wohnungen in Deutschland, die mit Mieterstrom versorgt werden könnten. Zu diesem Schluss kam eine Analyse im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zur Einführung des Gesetzes im Jahr 2017. Sollte der Gesetzgeber in den kommenden Monaten bei den Definitionen nachbessern, dürfte sich das Marktpotenzial für Mieterstrom noch einmal deutlich erhöhen. Für Dr. Katrin Schulz sind das hervorragende Aussichten, sowohl für enercity als auch für ihre Kundinnen und Kunden: „Mieterstrom ist ein Modell, bei dem alle gewinnen.“

Text: Marc Winkelmann; Abbildungen: enercity AG (3), Bilderraum Fotostudio, Ibrahim Ot, shutterstock

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