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Nachhaltigkeit im Garten

Tipps für einen klimaresistenten, ökologischen Garten

Schon jetzt sind die Sommer in unseren Städten oft unerträglich heiß. Um sich gegen die steigenden Temperaturen zu wappnen, entwickeln viele Städte daher blau-grüne Strategien zur Kühlung – beispielsweise durch mehr Grünflächen, mehr Wasserstellen und neue, nachhaltige Kühlkonzepte für Gebäude. Doch auch wer einen Garten hat, kann etwas gegen den Hitzestress tun und mit ökologischer Gartengestaltung das Klima positiv beeinflussen. Wir geben Tipps, wie sich ein nachhaltiger Garten anlegen lässt, welche Pflanzen er enthalten sollte und welche Bäume, Sträucher und Blumen sich eignen, wenn sich die klimatischen Bedingungen weiter ändern.

Hitze und Trockenheit werden uns in Zukunft noch mehr beschäftigen als bisher – darin sind sich Klima- und Umweltforscher einig. Bedingt durch den Klimawandel hat bei vielen Menschen bereits ein Umdenken eingesetzt, und sie versuchen, ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten. Dabei spielen nicht nur Themen wie Ernährung, Konsum und Mobilität eine Rolle, sondern auch die Gestaltung des eigenen Zuhauses und des Gartens. Der grüne Rückzugsort steigert zum einen das persönliche Wohlbefinden, zum anderen kann er aber auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wer seinen Garten nachhaltig gestalten möchte, lässt sich am besten von der Natur inspirieren, denn hier gibt es viele Vorbilder für hitzeresistente, wassersparende Pflanzengemeinschaften.

Welche Pflanzengemeinschaften sind ideal für eine ökologische Gartengestaltung?

Neben der Sonneneinstrahlung ist vor allem der Wind für die Austrocknung der Böden und Pflanzen verantwortlich. Darum ist es sinnvoll, bei der Gestaltung des Gartens einen natürlichen Windschutz durch höhere Bäume, Gehölze, Hecken und Stauden einzuplanen, um die notwendige Bewässerung zu reduzieren. Mehr Tipps zum Wassersparen gibt es in unserem Beitrag „Nachhaltig gärtnern“. Der natürliche Windschutz für den ökologischen Garten sollte an der dem Wind zugewandten Seite der Gartenfläche gepflanzt werden. Schon eine 1,50 Meter hohe Hecke leitet den Wind nach Informationen des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) in bis zu 25 Metern Entfernung ab. Dabei wird die Windgeschwindigkeit um 50 Prozent gesenkt und die Wasserverdunstung um 20 Prozent verringert.

Ganz verhindern lässt sich die Verdunstung nicht – sollte sie auch nicht. Denn durch die Verdunstung von Wasser kühlt sich die Umgebungsluft ab. Dieser Vorgang nennt sich Verdunstungskälte und kann im Sommer auch in der Wohnung zum Kühlen ohne Klimaanlage  genutzt werden. Pflanzen sorgen also nicht nur für Schatten, Wind- und Sichtschutz, sondern auch für ein angenehmeres Klima. Steine und Zement speichern hingegen Wärme und heizen die Umgebung auf. Unser Tipp für das Anlegen einer Pflanzengemeinschaft: Höhere Bäume werden am äußeren Ende des Gartens gepflanzt. Darunter können Hecken angelegt werden und unter den Hecken hitzeresistente Stauden und Gräser.

Klimaretter Hecke

In einen ökologischen Garten gehört unbedingt eine Hecke, denn die ist ein echter Klimaretter, wie das Forschungsprojekt CarboHedge herausgefunden hat. Hier werden unterschiedlichste Heckenarten wie beispielsweise Brombeere, Haselnuss oder Hainbuche und deren Einfluss auf das Klima untersucht. Die Forscher konnten bislang feststellen, dass Hecken der Luft klimaschädliches Kohlendioxid entziehen und es langfristig in den Wurzeln und im Boden speichern. Dabei gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den einzelnen Arten. Erdproben ergaben, dass durchschnittlich etwa die Hälfte des Humus unter einer Hecke aus gespeichertem Kohlenstoff besteht. Projektleiter Dr. Axel Don vom Braunschweiger Thünen-Institut erklärt: „Nur neue Hecken filtern Kohlenstoff aus der Luft, alte Hecken bewahren ihn.“ Das funktioniert besonders gut in Ton- und Lehmböden. Hier speichern Hecken mehr Kohlenstoff als in sandigen Böden. Übrigens: Wenn man 520 Meter Hecke neu pflanzt, kann man den CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen Deutschen für zehn Jahre kompensieren, so Dr. Axel Don. Dazu müssen die Hecken allerdings regelmäßig geschnitten werden, das hält sie vital. Bei jedem Schnitt stirbt immer ein Teil der Wurzelbiomasse ab, die dann zu kohlenstoffreichem Humus umgewandelt wird – für den Klimaschutz ein enormer Gewinn.

Welche Pflanzen sind besonders nachhaltig und vertragen Trockenheit?

Die Bepflanzung des Gartens ist nicht nur Geschmackssache: Vor allem die Zusammensetzung des Bodens, die Sonneneinstrahlung und der Standort der Pflanzen sollten bei der Gartengestaltung unbedingt mitberücksichtigt werden. Hier finden Sie einige Beispiele für nachhaltige Pflanzen, die besonders gut gegen Hitzeperioden gewappnet sind:

  • Gehölze: Vogelbeere, Feldahorn, Sommerflieder, Weißdorn, Ginster
  • Hecken und Sträucher: Sanddorn, Schlehe, Wildrose, Kirschlorbeer, Zypresse, Liguster, Feuerdorn, Wacholder
  • Stauden und Steppenpflanzen: Mädchenauge, Fetthenne, Mauerpfeffer, Purpursonnenhut, Königskerze, Blauraute, Bart-Iris, Salbei, Mohn, Perlkörbchen, Eisenkraut

Allgemein erkennen Sie Pflanzen, die sich für heiße und trockene Standorte eignen, auch an folgenden Merkmalen:

Kleine Blätter wie die des Eisenkrauts reduzieren die Oberfläche und verringern so die Verdunstung.

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Feiner Flaum auf den Blättern beugt Austrocknung vor, wie beim Wollziest.

Blätter mit silbriger oder grauer Farbe wie die des Wollziests oder der Perovskia reflektieren das Sonnenlicht, und die Pflanze heizt weniger stark auf.

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Derbe, harte Blätter besitzen zusätzliche schützende Zellschichten, beispielsweise die des Kleinen Mannstreus.

Dicke, fleischige Blätter sind die Erkennungsmerkmale von Dickblattgewächsen und Sukkulenten. Darin können Pflanzen wie das Wolfsmilchgewächs Wasser speichern.

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Mit ihren langen Wurzeln können Tiefwurzler wie die Rosen tiefer liegende Wasservorräte im Boden erschließen.

Warum sollte man torffreie Erde wählen?

Etwas, das vielen Gärtnern gar nicht bewusst ist, ist die enorme Klimabelastung durch Torfsubstrate. Torf speichert extrem gut Wasser und Nährstoffe und lockert die Gartenerde auf – ideale Bedingungen für Pflanzen. Allerdings wird der Torf in Mooren abgebaut, die einer unserer größten Kohlendioxidspeicher sind. Werden sie durch den Torfabbau zerstört, wird gleichzeitig eine große Menge klimaschädliches CO2 freigesetzt. In einem ökologischen Garten sollte deshalb auf Torf verzichtet werden. Es gibt mittlerweile sehr gute Ersatzprodukte. In die torffreie Gartenerde werden beispielsweise Kompost, Rindenhumus und Holzfasern gemischt, die ähnliche Eigenschaften wie Torf haben. Achtung: Bei Holzfasern sollte darauf geachtet werden, dass der Kokosfaseranteil möglichst gering ist. Diese sind zwar ein Recyclingprodukt der Herstellung von Kokoserzeugnissen, sie haben aber einen langen Transportweg hinter sich und deshalb eine schlechtere Klimabilanz. Gute Alternativen zu Mulch und Fasern sind auch Perlite und Vermiculite. Dabei handelt es sich um anorganisches vulkanisches Glas und ein natürlich vorkommendes Mineral. Beide lockern als Substrate den Boden auf. Während Vermiculit Wasser speichert, sorgt Perlit für eine bessere Drainage und führt das Wasser ab.

Wie tragen Wasserflächen im Garten zur Kühlung bei?

Zusätzlich zur Begrünung sorgt die nachhaltige Gartengestaltung mit Wasser durch Verdunstungskälte für eine willkommene Abkühlung während langer Hitzeperioden. Naturteiche sind dabei nachhaltiger als Brunnen oder Teichanlagen, die eine elektrische Pumpe – und damit Strom – zur Wasserumwälzung benötigen. Schwimmblattpflanzen kühlen das Wasser, sollten aber nicht mehr als ein Drittel der Teichoberfläche bedecken, um eine ausreichende Verdunstung und Oberflächenbewegung zu gewährleisten. Weitere Sumpf- und Wasserpflanzen tragen darüber hinaus zur Reinhaltung des Wassers bei.

Damit das Ökosystem Teich funktioniert und das Gewässer nicht austrocknet, sollte die Wasserfläche zudem nicht länger als vier bis sechs Stunden direkte Sonneneinstrahlung abbekommen. Höhere Pflanzen in unmittelbarer Nachbarschaft sind also von Vorteil. Im Zusammenspiel mit dem natürlichen Windschutz aus Bäumen und Hecken, hitzeresistenten Stauden und Blumen optimieren Wasserflächen das Mikroklima des Gartens und tragen außerdem zum Klimaschutz bei.

9. Juni 2022
Energiespartipps
Klimaschutz

Text: Annika Schmitz. Fotos: Getty Images, Shutterstock (6).

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